[K]ein Problem mit Antisemitismus?

Wissenschaftliche Impulse und Gespräche zu Motiven, Mustern und Handlungsfeldern am 29. April und 17. Juni

Die aktuellen gesellschaftlichen Anzeichen und Ausprägungen von Antisemitismen sind alarmierend. Welche Motive und Muster gibt es – und welche Handlungsmöglichkeiten eröffnet deren Kenntnis für gesellschaftliche Akteure?

Die Bergische Universität Wuppertal lädt am 29. April und 17. Juni 2024 ein zu wissenschaftlichen Impulsen und Gesprächen mit Wissenschaftler*innen, Repräsentant*innen aus der Gesellschaft und Entscheidungsträger*innen. Veranstalter*innen sind das Rektorat und die Fachgruppe Geschichte.

Motive und Muster antisemitischer Einstellungen in Deutschland

In der Gesellschaft gibt es nicht „den Antisemitismus“; vielmehr gibt es verschiedene Formen von Antisemitismen. Die Forschenden Klaus Holz, Michael Kiefer und Dominik Rigoll haben am 29. April die Unterschiede und Verbindungen herausgearbeitet: Was sind die Motive für rechten Antisemitismus, für linken Antisemitismus und schließlich für Antisemitismus in der modernen Migrationsgesellschaft – und welcher Muster bedienen sie sich immer wieder?

Die Gesprächsteilnehmenden am 29. April:

Dr. habil. Klaus Holz leitet das Forschungsprojekt „Christliche Signaturen des zeitgenössischen Antisemitismus“ und ist Autor der Bücher „Nationaler Antisemitismus“ und „Antisemitismus gegen Israel“. 2014 wurde er in den unabhängigen Expert*innenkreis Antisemitismus der Bundesregierung berufen. Der Generalsekretär a.D. der Evangelischen Akademien in Deutschland studierte Soziologie und neuere deutsche Literaturwissenschaft, wurde in Freiburg promoviert und habilitierte sich in Leipzig.

Prof. Dr. Michael Kiefer ist Professor für Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft mit dem Schwerpunkt muslimische Wohlfahrtspflege an der Universität Osnabrück. Er studierte Islamwissenschaften, Politikwissenschaften und Philosophie und wurde an der Universität zu Köln promoviert. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zu den Themen Antisemitismus und Migration sowie Antisemitismus in islamischen Gesellschaften.

Dr. Dominik Rigoll ist seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem Innere Sicherheit, gesellschaftlicher Zusammenhalt sowie Linke und Rechte in der deutsch-deutschen Zeitgeschichte. Momentan schreibt er ein Buch darüber, wie rechte Parteien das frühe Nachkriegsdeutschland geprägt haben.

Moderation: PD Dr. Winfried Süß, Leiter der Abteilung „Regime des Sozialen“ des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam.

Impulse aus der Wissenschaft im Austausch mit gesellschaftlichen Wirklichkeiten

Welche Handlungsfelder lassen sich von den Motiven und Mustern ableiten, um Antisemitismus wirksamer entgegenzutreten? Repräsentant*innen aus der Gesellschaft und Entscheidungsträger*innen  haben am 17. Juni in der CityKirche Elberfeld aufbauend auf wissenschaftlichen Impulsen über die aktuelle Situation gesprochen und berichtet, wie fundierte Diskurse zu besseren Entscheidungen und Angeboten beitragen.

Die Gesprächsteilnehmenden am 17. Juni:

Prof. Dr. Ulrich Heinen ist Professor für Gestaltungstechnik und Kunstgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal. Er beschäftigte sich unter anderem mit Antisemitismus auf der documenta und der jüdischen Perspektive als Grundlage der Werkinterpretation. Studiert hat er Kunstpädagogik und Chemie in Wuppertal sowie Kunstgeschichte, Philosophie und Pädagogik in Köln, wo er in Kunstgeschichte promovierte.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist seit 2018 Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen und erste Inhaberin dieses Ehrenamts. Sie initiiert und koordiniert präventive Maßnahmen und fungiert als Ansprechpartnerin für Opfer antisemitischer Übergriffe. Zuvor war Sabine Leutheusser-Schnarrenberger 23 Jahre lang Mitglied des Bundestages und zwei Mal Bundesjustizministerin. Studiert hat sie Rechtswissenschaft in Göttingen und Bielefeld.

Prof. Dr. Astrid Messerschmidt ist Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie forscht unter anderem zu Antisemitismus- und Rassismuskritik sowie zu politischer Bildung. Ihre Dissertation schrieb Astrid Messerschmidt über Lern- und Erinnerungsprozesse zum Holocaust-Gedächtnis, sie habilitierte sich an der Technischen Universität Darmstadt zum pädagogischen Umgang mit Globalisierung, Migration und Zeitgeschichte. 

Prof. Dr. Uwe Schneidewind ist seit 2020 Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal. Er engagiert sich für ein gutes Zusammenleben in der Stadtgesellschaft; beispielsweise hat er auf einer Kundgebung für Frieden, Völkerverständigung und jüdisches Leben in Wuppertal die Stadt zum Ort der Verständigung erklärt und die Vision einer Stadt ohne Antisemitismus und Diskriminierung postuliert. Vor dem Oberbürgermeisteramt war Uwe Schneidewind Präsident des Wuppertal Instituts und Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal.

Maren van Norden ist Projektleiterin bei der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. In der politischen Bildungsarbeit setzt sie sich vorrangig mit dem Thema Antisemitismus auseinander und entwickelt in ihrem aktuellen Projekt „Unter Druck? Antisemitismus & Medien im NS-Staat & heute“ Bildungsformate für Medienschaffende.  Maren van Norden hat Soziologie und Geschlechterforschung an der Georg-August-Universität Göttingen sowie Empowerment Studies an der Hochschule Düsseldorf studiert.

Moderation: Armin Himmelrath, Journalist und Autor.

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