Informatik - Wenn alles auf 0 und 1 aufbaut

Dieses Klischee kennen sicher viele: Kauzige Informatiker*innen, die gerne süße Getränke trinken und im Dunkeln vor ihren Rechnern sitzen um zu coden. Doch dass das gar nicht wirklich so ist und dass viel mehr dazugehört, habe ich in meinem Interview mit Ben E. erfahren. Er studiert Informatik im zweiten Semester an der Bergischen Universität.
Mit welcher Motivation hast du dich für Informatik eingeschrieben?
Grundsätzlich finde ich es interessant zu sehen, dass wir so etwas wie einen Rechner zur Verfügung haben, um automatisiert Aufgaben ablaufen zu lassen. Ich habe in den letzten zehn Jahren sehr viel händisch am PC erledigt. Irgendwann bin ich auf diese Werkzeuge gestoßen - das sind dann beispielsweise Programme. Sie sind frei verfügbar in der weiten Welt. Man kann sich das Leben damit extrem vereinfachen, weil es repetitive Sachen sind, die ein PC deutlich erfolgreicher meistern kann und er ist auch noch zuverlässig dabei. Interessant finde ich, dass in einem PC als Grundbaustein nur zwei Zustände vorliegen - die 0 und die 1 - und daraus leitet sich alles her. Ich will einfach verstehen, wie das auf so einer simplen Grundlage aufgebaut werden kann. Ich möchte lernen, das nachzuvollziehen.
Welche Erwartungen hattest du vor Beginn des Studiums?
Ich wollte auf jeden Fall lernen, systematischer zu denken – also systematischer Probleme aufzuschlüsseln. Sehr oft gibt es in der Informatik oder in der Informationsverarbeitung Probleme, die erst einmal einer Analyse unterzogen werden müssen. Anschließend muss man überlegen: Wie kann ich das jetzt rechnerisch lösen? Der nächste Schritt ist dann meistens, einen Algorithmus zu entwickeln.
Was möchtest du noch dazu lernen?
Es gibt verschiedene Verfahren, wie man Probleme angeht und analysiert. Man kann das so machen, dass man sein Problem aufschlüsselt, um immer einfachere Probleme zu bekommen. Vielleicht hat jemand anderes das ‚kleinere‘ Problem schon einmal gelöst - dann nimmt man diese Lösung. Oder man macht das Ganze selbst und baut sich das aus verschiedenen Bibliotheken zusammen. Mir ist aber noch nicht klar, was die bessere Lösung ist. Ich möchte ein Gefühl dafür bekommen, wie ich an ein komplexes Problem herangehen muss und darin sicher sein, dass dieser Weg Erfolg haben wird. Diesen Zusammenhang möchte ich lernen.
Als Informatiker*in muss man (...) vorne mit dabei sein, da sich stets etwas verändert und neue Tools und Techniken dazukommen. Man muss jemand sein, der Lösungen entwickeln will. Kreativität ist dabei auch wichtig, weil es nicht immer den ‚Standardweg‘ gibt.
Welche Eigenschaften sollten angehende Informatiker*innen mitbringen?
Sie sollten gerne abstrakt denken, weil sehr viele Gegebenheiten in der Informatik erst einmal nicht einfach zu verstehen sind, da viel im Hintergrund abläuft und vieles in der Vergangenheit weiterentwickelt wurde. Das kann man so erstmal nicht nachvollziehen. Das muss man dann erst einmal hinnehmen.
Außerdem sollte die Bereitschaft, Mathematik lernen und verstehen zu wollen vorhanden sein. Ohne diese Basis an Rechenarten und Beweisführungen bringt das Ganze nicht viel.
Es ist ebenfalls wichtig, sich neben dem Studium mit neuen Dingen auseinanderzusetzen und sich weiterzubilden um aktuell zu bleiben. Es gibt viel, was man so nicht im Studium lernt. Als Informatiker*in muss man da vorne mit dabei sein, da sich stets etwas verändert und neue Tools und Techniken dazukommen. Man muss jemand sein, der Lösungen entwickeln will. Kreativität ist dabei auch wichtig, weil es nicht immer den ‚Standardweg‘ gibt.
Das Interview führte Jil Reale.