Vom Seminar in die Praxis
Wuppertaler Masterstudierende bringen Bewegung in Bergkamens Bahndebatte

Nächster Halt Bergkamen: Studierende der Bergischen Uni entwickelten Ideen, wie die Stadt im Ruhrgebiet für den Personenverkehr wieder an das Schienennetz angebunden werden kann. // Foto Jan Heidenreich
Wie kann Bergkamen sinnvoll an den schienengebundenen ÖPNV angebunden werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich im vergangenen Wintersemester neun Masterstudierende des Fachs Verkehrswirtschaftsingenieurwesen. „Das Thema ist nicht nur wegen seiner politischen Relevanz interessant, sondern auch aufgrund der Komplexität des Problems“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Michael Häßler, der das Seminar „Eisenbahnpraxis“ gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Jan Heidenreich angeboten hat.
Die Stadt im Ruhrgebiet verfügt seit jeher über eine Bahnstrecke, die quer durch das Stadtgebiet verläuft. „Auf dieser wurde der Personenverkehr jedoch 1983 eingestellt, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass diese Strecke in einiger Entfernung zu den Siedlungsschwerpunkten liegt und für den Personenverkehr wenig attraktiv war“, so Häßler weiter.
Die Studierenden haben sich in Kleingruppen daran gewagt, Lösungen für diese Problemstellung zu finden. Im Seminar wurde bewusst ein Green-Field-Ansatz gewählt, sprich: die Studierenden gingen komplett neu an die Themenstellung heran – ungeachtet bisheriger Planungsvorgaben. So sollten sie innovative Lösungen finden. „Die vier Gruppen haben es geschafft, mit sehr kreativen Ansätzen vier verschiedene Vorschläge zu entwickeln, wie eine zukünftige Erschließung Bergkamens aussehen könnte“, sagt Jan Heidenreich.
Bereits während des Seminars entstand ein intensiver Austausch mit der Stadt Bergkamen. Norman Raupach, Leiter der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität der Stadt Bergkamen, gab im Seminar wertvollen Input zum aktuellen Stand der Diskussion um die Reaktivierung des Schienenpersonennahverkehrs sowie über wichtige Stadtentwicklungsprojekte.
Dieser Austausch mündete schließlich in einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung im vergangenen März, bei der die Wuppertaler Studierenden ihre Ideen der Stadtverwaltung präsentierten. Eingeladen wurde von Norman Raupach, unterstützt von Dirk Brewedell (Abteilung Mobilität und Klimaschutz, Kreis Unna) und Carina Steffens (Mobilitätsmanagerin, Stadt Bergkamen).
Dort zeigte man sich dankbar für die Ergebnisse. „Auch wenn der zuständige Nahverkehrs-Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen Lippe bereits an einer Machbarkeitsstudie arbeitet, besteht ein großes Interesse an innovativen ‚Out-of-the-Box‘-Ansätzen, die über das hinausgehen, was bisher gedacht und geplant wurde“, ergänzt Prof. Häßler.
Die Ideen im Überblick:
- Reaktivierung der „Nordstrecke“ zur Erschließung von Bergkamen im schienengebundenen Nahverkehr
- Anschluss der Stadt Bergkamen aus Richtung der „Köln-Mindener Eisenbahn“ ab dem Bahnhof Kamen
- Verlängerung der Stadtbahn Dortmund zur Erschließung von Bergkamen im schienengebundenen Nahverkehr
- Errichtung eines RegioTram-Systems zur Erschließung von Bergkamen und Umgebung im schienengebundenen Nahverkehr