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Wie Forschung und Lehre Kinder- und Jugendpsychotherapie verbessern

17.10.2023|07:55 Uhr

Die Kinder- und Jugendpsychotherapeutische Hochschulambulanz zeichnet sich durch eine enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis aus. Wie Forschung im Therapiealltag gelingen kann, erklärt Prof. Dr. Aleksandra Kaurin.

Prof. Dr. Aleksandra Kaurin // Foto Caroline Schreer

In Ihrer Hochschulambulanz machen Sie Forschungs- und Lehrtherapien. Was bedeutet das?
Alle unsere Therapien sind Forschungstherapien, da wir stets grundlagenorientierte oder interventionsorientierte Forschungsprojekte in bestehende Ambulanzabläufe integrieren und unsere Behandlungsangebote kontinuierlich evaluieren. Die Lehrtherapien stellen eine Novellierung der Versorgungslandschaft dar. Das Gesetz zur Reform der Psychotherapeut*innenausbildung bringt es mit sich, dass Studierende in Deutschland in stärkerem Maße auf die klinisch-praktische Behandlung von Kindern und Jugendlichen vorbereitet werden müssen. Das bedeutet, dass in unserem neuen Studiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie deutlich stärker als zuvor die Behandlung psychischer Störungen sowohl theoretisch als auch praktisch-übend vermittelt wird. Hierzu gehören u. a. sogenannte Therapieassistenzen.

Und damit ist gemeint, dass…?
… Studierende im Rahmen der Therapieassistenz einzelne Schritte einer Einzeltherapie durchführen. In jeder Therapiesitzung ist eine erfahrene Lehrtherapeutin anwesend, die bei Bedarf unterstützt und strukturiert. Das Hauptziel besteht darin, dass Studierende eigenständig Therapien vorbereiten und durchführen, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Diagnose und Behandlung von Störungen. Die Qualität wird durch kontinuierliche Begleitung und Evaluation der Assistenzen durch unsere Lehrtherapeutinnen sichergestellt, inklusive Vor- und Nachbereitung der Sitzungen sowie der Nutzung von Fragebögen zur Therapieverlaufsmessung. Zudem gibt es wöchentliche Reflexionen in Kleingruppen im Sinne der Selbsterfahrung und therapeutischen Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden. Im Masterstudium übernimmt jede*r Studierende die Therapieassistenz für die Behandlung eines Kindes oder Jugendlichen – sowie eine weitere für eine*n erwachsene*n Patient*in.

Welchen Einfluss hat die Ambulanz auf Ihre Forschung und umgekehrt?
Wir konzipieren unsere Studien so, dass die Untersuchung grundlegender Prozesse direkt in klinische Fragestellungen einfließen kann. So verstehen wir beispielsweise die psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter als einen kontextualisierten Prozess, der in seiner dynamischen Entfaltung über verschiedene (Entwicklungs-)Zeiträume hinweg erfasst werden muss. Ein Großteil unserer Arbeit umfasst daher (intensive) Längsschnittdaten von Kindern und Jugendlichen und ihrer wichtigen Bezugspersonen über theoretisch bedeutsame Zeitintervalle, die von Momentaufnahmen im Alltag bis hin zu jahrzehntelangen Entwicklungskurven reichen.

Mit welchem Ziel?
Wir wollen die Möglichkeiten innovativer Technologien (z. B. Tagebuchstudien, Ambulantes Assessment, Smartphone-Sensorik, ambulante Psychophysiologie) nutzen, um insbesondere Suizidalität, Selbstverletzungen und Muster der emotionalen Dysregulation in der realen Welt der Kinder und Jugendlichen und in Echtzeit besser zu identifizieren und zeitnah therapeutisch intervenieren zu können. Zudem ist uns ein kollaborativer Forschungsansatz mit Kindern und Jugendlichen, aber auch therapeutischem Personal wichtig. Unseren Datenerhebungen gehen sogenannte Fokusgruppen voraus, in denen in Form moderierter Diskussionen oder qualitativer Interviews ein Austausch zur Einschätzung der Bedeutsamkeit und Verständlichkeit der von uns konzipierten Studieninhalte stattfindet. Wir sprechen hier u. a. von Patient*innenräten, die wir beispielsweise bereits erfolgreich mit der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Tagesklinik des Sana Klinikums umsetzen konnten.

Das Team der Hochschulambulanz

Foto Friederike von Heyden

In der Kinder- und Jugendpsychologischen Hochschulambulanz behandeln approbierte Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen und Psychologische Psychotherapeut*innen mit einer erweiterten Fachkunde für das Kindes- und Jugendalter vor allem nach den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Derzeit wird das Team durch drei erfahrene Lehrtherapeut*innen verstärkt. Hündin Wanda wirkt gezielt in Therapien mit, z. B. im Kontext der Behandlung von Tier-/Hundephobien im Kindes- und Jugendalter. Ergänzt wird die Hochschulambulanz durch ein Team von fünf Forscher*innen.

https://kjpambulanz.uni-wuppertal.de/de/

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