Vom Wissen ins Handeln kommen: Gastprofessor Mojib Latif hielt Antrittsvorlesung
Latif sprach über die „Herausforderung Klimawandel“. Es sei längst nicht mehr 5 vor 12. „Es ist schon deutlich nach 12 und deshalb müssen wir jetzt unbedingt vom Wissen ins Handeln kommen“, sagte der gebürtige Hamburger. Denn es gäbe schon lange kein Erkenntnisproblem mehr – das Wissen über den Klimawandel, die Ursachen und die möglichen Folgen sei vorhanden – es gäbe vielmehr ein Umsetzungsproblem.
„Es hapert im Moment vor allem daran, dass die Politik nicht gemeinsam vorangeht und zu vielen Einzelinteressen nachgeht“, so der Gastprofessor. Dennoch sei er immer noch positiv eingestellt und glaube, dass wir die globalen Klimaprobleme in den Griff bekommen können. Wichtig sei es aber, dass Anreize geschaffen werden. „Den Menschen muss gezeigt werden, wie sie profitieren. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, dass sie nur belastet werden.“ Latif ist sich sicher: „Klimaschutz muss Spaß bringen, dann geht das ganz schnell.“
Dass Klimawandel und Klimaschutz besser an die Bevölkerung kommuniziert werden müssen, war auch Thema der an den Vortrag anschließenden Diskussion. Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sprach davon, dass die Suche nach Kommunikationsmustern, die Aufbruch erzeugen, derzeit eine wichtige Aufgabe sei. „Gerade in der Politik herrscht aktuell aber eine völlig überzogene Emotionalisierung. Es ist schwierig, dem mit Sachargumenten zu begegnen.“ Und Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Maria Behrens vom Wuppertaler Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit sagte: „Es wird oft nur das Negative dargestellt. Es geht um Verbote und da machen die Menschen dicht. Wir brauchen dringend positive Erzählungen.“ Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek, Leiter des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik und Wissenschaftlicher Direktor der neuen effizienz – Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz, verwies während der Diskussion auf die zu meisternden Umstände: „Wir bauen gerade ein schon lange bestehendes System fundamental um. Aber ja: Wir müssen schneller werden!“ Im Bereich der Energieversorgung sehe er großes Potenzial durch KI-gesteuerte und automatisierte Verfahren.
Zur Person
Prof. Dr. Mojib Latif ist Seniorprofessor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und forscht am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Als international renommierter Klimaforscher beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit Klimaschwankungen, den Einflüssen durch den Menschen auf das Klima sowie der Entwicklung von Klimamodellen. Latif veröffentlichte mehr als 200 Fachartikel sowie zahlreiche allgemeinverständliche Bücher zum Thema Klima und Klimaveränderung. Zu diesen Fragen ist er außerdem ein gefragter Interviewpartner der Medien.
Für seine Forschung und die Fähigkeit, seine Arbeit der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u. a. 2015 den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Latif studierte Meteorologie an der Universität Hamburg und promovierte und habilitierte dort in Ozeanografie. Seit 2017 ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft des CLUB of ROME sowie seit 2022 Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.
Dr. Jörg Mittelsten Scheid-Gastprofessur
Während seiner Gastprofessur an der Bergischen Universität wird Mojib Latif mehrere Seminare und Vorlesungen für Studierende und Promovierende halten. Die „Dr. Jörg Mittelsten Scheid-Gastprofessur“ ist dieses Mal in der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik angesiedelt. „Wir freuen uns mit Prof. Latif einen der renommiertesten Klimaforscher für die Gastprofessur gewonnen zu haben. Seine Vorlesungsreihe wird Studierenden, Forschenden und Gästen neue und tiefergehende Einblicke in systemische Vorgänge eröffnen und so das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln als Ingenieur*in stärken“, so Dekan Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schmidt.
Er werde den angehenden Ingenieur*innen als Architekt*innen einer nachhaltigeren Zukunft Impulse geben u. a. für das Verständnis ihres Gestaltungspotenzials und die Notwendigkeit verantwortungsvollen Handelns. „Denn unsere Studierenden spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Ihre Expertise in den Bereichen erneuerbare Energien, Ressourcen- und Energieeffizienz, nachhaltige Produktentwicklung, Produktion und Transportwesen ermöglicht es, innovative Lösungen zu entwickeln, die den CO2-Ausstoß reduzieren und die Umweltauswirkungen mindern“, so Schmidt weiter.
Die vom Wuppertaler Unternehmer Dr. Dr. h.c. Jörg Mittelsten Scheid anlässlich seines 80. Geburtstages gestiftete Gastprofessur wird über einen Zeitraum von zehn Jahren an den unterschiedlichen Fakultäten der Bergischen Universität vergeben. Neben der Universität bedachte der Unternehmer bei der Spendenvergabe im Juni 2016 den Zoo-Verein, die Wuppertalbewegung sowie Kindertal.
Mehr Informationen gibt es hier.