Newsportal

 

 

Lust auf Natur

Studierende untersuchen Wuppertaler Biodiversität

16.10.2024|11:36 Uhr

Studierenden auf innovative Weise naturwissenschaftliche Kenntnisse näherbringen, das ist die Idee des im April 2024 gestarteten Projekts „Kollaborativ Biodiversität erleben“ (KollaBio) am Wuppertaler Lehrstuhl für Biologie und ihre Didaktik / Zoologie. Nun sind die ersten Studierenden in den Kurs gestartet und forschen selbstständig zur Wuppertaler Biodiversität.

Die Studentinnen haben eine Falle mit einem Hygrometer ausgestattet. // Fotos Anja Hortig und Anna Lena Konradt.

Zwei von ihnen sind Anja Hortig und Anna Lena Konradt. Die beiden Biologiestudentinnen erforschen im Rahmen ihres Projekts, wie die Artenvielfalt von unterschiedlichen Mikrohabitaten beeinflusst wird. Ihr Untersuchungsgebiet: der Friedrichsberg in Elberfeld sowie die Gegend rund um die Zeppelinallee. Ausgestattet mit Lupengläsern, Schmetterlingskeschern und Bestimmungsapps untersuchen Anja und Anna Lena an Waldrändern, Lichtungen und in Totholzbereichen die örtliche Pflanzen- und Tiervielfalt. Das Ziel: ein besseres Verständnis für die Natur zu schaffen und daraus Erkenntnisse für ihren Schutz abzuleiten. Wie ihnen das Seminar gefällt und was es so besonders macht, haben sie uns im Interview erzählt.

Wie genau kann man sich einen solchen Projekttag in der Natur vorstellen? Was genau macht ihr vor Ort?

Der Projekttag fängt damit an, dass wir entscheiden, in welchem Gebiet wir forschen möchten. Das machen wir unter anderem abhängig vom Wetter und unserem bisherigen Forschungsstand. Vor Ort verschaffen wir uns dann zunächst einen Gesamtüberblick. Die Witterungsbedingungen bestimmen wir mithilfe eines Geräts, dem Hygrometer, aber auch unser eigenes Empfindungsvermögen und Beobachtungen spielen eine große Rolle. Dann geht es ans aktive Forschen. Für uns stehen die Pflanzen, Insekten und ähnliches im Fokus. Um diese zu beobachten, muss man suchen und viel Geduld haben. Damit sind wir dann mehrere Stunden beschäftigt. Natürlich gestaltet sich jeder Tag etwas anders, grundsätzlich ist der grobe Ablauf jedoch ähnlich.  

Wie gefällt euch der Kurs im Vergleich zu eher theoretischen Seminaren? Was nehmt ihr daraus für euch mit?

Diesen Kurs kann man eigentlich gar nicht mit anderen Seminaren vergleichen. Vor allem die Selbstbestimmung und der hohe Praxisanteil findet sich in keinem Kurs so wieder – zumindest nicht in den Kursen, die wir bisher besucht haben. Wir nehmen auf jeden Fall viel Positives für uns mit. Es macht Spaß, ein ganz eigenes Forschungsprojekt zu planen und durchzuführen, mit allem Drum und Dran. Man darf jedoch nicht vergessen, dass der theoretische Teil nicht wegfällt. Wir mussten uns mithilfe von Fachliteratur eine Grundlange erarbeiten, auf die sich unsere Forschung stützen kann. Dieser Kurs ermöglicht es aber, noch einen Schritt „weiterzudenken“ und Gelesenes bzw. Gelerntes in die Tat umzusetzen. Das empfinden wir als großen Vorteil im Vergleich zu rein theoretischen Seminaren. Gleichzeitig ist es auch ein Motivationsschub für die eigene Arbeit.

Gab es etwas, das euch bei euren Untersuchungen überrascht hat?

Wir haben gelernt, wie viel Geduld man aufbringen muss und wo unsere persönlichen Grenzen liegen! Außerdem mussten wir uns auch des Öfteren überwinden. Ganz großes Thema dabei: unsere Angst beziehungsweise der Ekel vor Spinnen. Und da hat es uns sehr überrascht, wie viele davon dann doch im Wald rumlaufen. Positiv aufgefallen ist uns, wie schnell die Abläufe für uns zur Gewohnheit wurden. Der erste Tag war noch sehr aufregend, aber ab Tag zwei bis drei lief es dann schon viel entspannter ab.

Zu welchen Erkenntnissen seid ihr durch eure Forschung gekommen?

Für uns persönlich sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass Übung den Meister macht und Organisation alles ist. Eine Forschung zu gestalten ist aufwändig, es braucht sehr viel Arbeit im Hintergrund und auch jede Menge Disziplin. Unsere Forschungsergebnisse an sich brachten uns die Erkenntnis, dass vor allem Totholz einen Lebensraum für viele Arten bietet. Außerdem sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine vielfältige Struktur des Totholzes – verschiedene Pflanzen, strukturreicher Boden und weiteres – auch eine höhere Artenvielfalt bietet.

Über das Projekt „Kollaborativ Biodiversität erleben“ (KollaBio)

Ziel des Projekts ist es, der schwindenden naturwissenschaftlichen Kenntnis und dem sinkenden Interesse an der Natur entgegenzuwirken. Durch ein innovatives, offenes Kurs- und Raumkonzept sollen Artenkenntnis, Selbstlernkompetenz und positive Selbstkonzepte von Biologiestudierenden gefördert werden. Die Projektverantwortlichen und -beteiligten, Prof. Dr. Angelika Preisfeld, Dr. Nadine Domröse und Laura Heimlich vom Wuppertaler Lehrstuhl für Biologie und ihre Didaktik / Zoologie, setzen dabei insbesondere auf die Förderung selbstgesteuerten Lernens.

Umgesetzt wird das im Projekt KollaBio durch digital-gestütztes Lernen in Form von freiem Forschen in der Gemeinschaft. Konkret heißt das: Den Studierenden wird ein innovativ ausgestatteter Co-Working Lernraum, das sogenannte CoBioHub, zur Verfügung gestellt, in dem sie an ihren Forschungsprojekten arbeiten können

Das Ziel

Die Erkenntnisse aus den einzelnen Projekten sollen zukünftig auf einer interaktiven webbasierten Karte festgehalten werden. Ziel ist es, die Relevanz der Organismen für die Natur zu verdeutlichen und Empathie bei den Studierenden zu fördern. Das Konzept wird evaluiert und soll anschließend in weiteren Kursen implementiert werden.

Weitere Infos über #UniWuppertal: