Praxisnahes Studium
Studierende und Verkehrsunternehmen widmen sich „Tarifdschungel“ im ÖPNV
Wer findet den Weg aus dem Tarifdschungel? – So lautete die Kernfragestellung des Blockseminars, an dem zehn Masterstudierende des Bau- und Verkehrswirtschaftsingenieurwesens und neun Mitarbeitende aus Verkehrsunternehmen in der Pfingstwoche teilnahmen. Zur praxisnahen Wissensvertiefung widmeten sie sich gemeinsam den Themen Deutschlandticket und Bürgerticket, Finanzierung des ÖPNV, Vereinfachung der Ticketvielfalt, Marketing im ÖPNV sowie Einnahmeaufteilung und Vertrieb.
Für die Impulsvorträge konnten sechs Referent*innen vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, aus verschiedenen Verkehrsunternehmen, aus der Zivilgesellschaft sowie von einem Start-up gewonnen werden. „Das bot den Vorteil, dass wir eine starke Praxisnähe der Lehrinhalte gewährleisten konnten“, betont Matthias Geisbüsch, einer der Organisatoren des Blockseminars. Um das gewonnene Wissen aus den Impulsvorträgen zu vertiefen, wechselten sich Inputphasen und Gruppenarbeitsphasen ab. „In den Gruppenarbeiten wurden kreative Ideen entwickelt, um dem Tarifdschungel zu entkommen“, schildert Maria Neuber ihre Beobachtungen. Sie begleitet das Projekt seitens der Akademie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). „Der geschaffene Lernraum ermöglichte einen regen Austausch zwischen Studierenden und Mitarbeitenden aus Verkehrsunternehmen“, ergänzt Marius Hellmund von der Bergischen Universität Wuppertal.
Wertvolle Kompetenzen
In den Gruppenarbeiten des Seminars wurden beispielsweise deutschlandweit gültige eTarife als Ergänzung zum Deutschlandticket entwickelt und die entsprechenden Werbekampagnen bereits mitgedacht. Die Teilnehmenden entwarfen Postings für die Social Media-Plattform Instagram und sogar Kleidungsstücke mit dem Markennamen des eTarifs. „Der Mehrwert der erarbeiteten Ergebnisse liegt darin, dass deutschlandweit gültige eTarife – also Tarife, die nicht an ein Abo gebunden sind und über verschiedene Verkehrsverbünde hinweg nutzbar sind – auch Personen, die nur gelegentlich den ÖPNV nutzen, ein einfaches und günstiges Fahren mit Bus und Bahn ermöglichen könnten. Das bisher bestehende Deutschlandticket adressiert vor allem Personen, die den ÖPNV häufiger nutzen“, so Geisbüsch. Die Studierenden erhielten somit die Gelegenheit, lösungsorientiert an real existierenden Herausforderungen zu arbeiten und in diesem Zuge wertvolle Kompetenzen für ihren späteren Berufsalltag zu erwerben.
Mehr zum Forschungsprojekt UpTrain
Das InnoVET-Projekt UpTrain hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit Verkehrsunternehmen, Hochschulen und Industrieunternehmen Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeitende in Verkehrsunternehmen zu schaffen. Gefördert wird das Vorhaben über vier Jahre durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Als Universität spüren wir den steigenden Personalbedarf in der Mobilitätsbranche. Daher ist es uns ein Anliegen, den Austausch zwischen Universitäten und Verkehrsunternehmen zu fördern und an der Entwicklung neuer Weiterbildungsformate mitzuwirken“, berichtet Prof. Dr.-Ing. Ulrike Reutter, Leiterin des Lehr- und Forschungsgebiets für Öffentliche Verkehrssysteme und Mobilitätsmanagement an der Bergischen Universität Wuppertal. Zudem resümiert sie: „Für die Studierenden war das Blockseminar eine abwechslungs- und erkenntnisreiche Alternative zum üblichen Unibetrieb.“
Die Teilnehmenden aus den Verkehrsunternehmen erlangen nach bestandener IHK-Prüfung im Anschluss an die anderthalbjährige Fortbildung den Titel „Master Professional Technologische Innovationsstrategien Mobilität (IHK)“. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt UpTrain können der Projektwebseite entnommen werden.