Studie zeigt: Engagement gegen soziale Ungerechtigkeit hängt mit höherer Lebenszufriedenheit von Jugendlichen zusammen
In einer Zeit, in der Rassismus, Diskriminierung und rechtspopulistische Bewegungen weltweit zunehmen, ist es von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, wie Jugendliche in einer ungleichen Gesellschaft agieren und sich gegen Ungerechtigkeit einsetzen. Das internationale Team um Juniorprofessorin Dr. Miriam Schwarzenthal hat untersucht, ob verschiedene Gruppen von Jugendlichen unterschiedliche Muster eines kritischen Bewusstseins aufweisen und wie diese mit ihrer Entwicklung zusammenhängen. Für die Studie befragten die Forschenden 663 Berliner Jugendliche mit unterschiedlichen Hintergründen im Durchschnittsalter von knapp 13 Jahren.
Bei der Befragung kam heraus, dass sich drei verschiedene Typen von Jugendlichen identifizieren ließen. „Der ‚unkritische Typ‘ dachte kaum über soziale Ungerechtigkeit nach und hatte keine Absicht, aktiv dagegen vorzugehen. Die ‚Sesselaktivist*innen‘ hingegen reflektierten intensiv über soziale Ungerechtigkeit, zeigten jedoch nur eine mittelmäßige Absicht, tatsächlich etwas zu unternehmen. Der dritte Typ, die ‚Aktionist*innen‘, zeigte sowohl eine hohe kritische Reflexion als auch eine starke Absicht, sich gegen soziale Ungerechtigkeiten zu engagieren“, fasst Miriam Schwarzenthal zusammen.
Die Ergebnisse zeigen: Ein hohes Maß an kritischer Reflexion sozialer Ungerechtigkeiten, verbunden mit konkreten Handlungen zur Überwindung dieser Ungerechtigkeiten, kann eine Entwicklungsressource für Jugendliche sein. Kritische Reflexion ohne begleitende Handlungen kann jedoch „entmutigte“ Jugendliche zur Folge haben.
„Die Ergebnisse haben wichtige Implikationen für die Bildungspraxis. Sie zeigen, dass es von entscheidender Bedeutung ist, Jugendliche nicht nur zum kritischen Nachdenken über soziale Ungerechtigkeit anzuregen, sondern ihnen auch mögliche Wege aufzuzeigen, wie sie sich an Maßnahmen zur Veränderung gesellschaftlicher Bedingungen beteiligen können“, resümiert Dr. Schwarzenthal.
Ein Artikel zur Studie, an der neben Miriam Schwarzenthal von der Bergischen Universtät auch Prof. Dr. Gülseli Baysu, Queen's University Belfast, Prof. Dr. Matthew Diemer, University of Michigan, Prof. Dr. Linda Juang, Universität Potsdam und Prof. Dr. Maja Schachner, Universität Halle, beteiligt waren, wurde kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Child Development“ veröffentlicht.
Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Miriam Schwarzenthal
Institut für Bildungsforschung
E-Mail schwarzenthal[at]uni-wuppertal.de