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Ausgezeichnete Arbeit

Sicher durch die Decke: Uni-Projekt verhindert Abstürze auf der Baustelle

16.04.2025|10:10 Uhr

Jährlich ereignen sich tausende Arbeitsunfälle auf Baustellen – oft mit schwerwiegenden Folgen für das Baustellenpersonal. Ein Forschungsprojekt an der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) hat nun ein Konzept weiterentwickelt, das Deckendurchbrüche sicherer machen soll. Das neue System verhindert Abstürze und warnt vor Gefahren. Für dieses „innovative und außergewöhnliche Produkt im Sicherheitsbereich“ wurde BUW-Mitarbeiter Robin Becker mit dem EuroTest-Preis 2025 ausgezeichnet.

Ausgezeichnete Arbeit: Robin Becker von der Bergischen Uni entwickelte ein Konzept für mehr Sicherheit auf der Baustelle und erhielt dafür im Rahmen der bauma-Messe den EuroTest-Preis 2025 verliehen. // Foto Bundesfoto, B. Lammel – BG BAU

Deckendurchbrüche sind notwendig, um Platz für Rohre, Kabel oder Treppenöffnungen zu schaffen. Derzeit ist es Praxis, zugeschnittene Bauhölzer zu verwenden, um die entsprechenden Deckenöffnungen vor dem Auftragen des Betons individuell zu formen. Der anschließend entstandene Durchbruch wird oft nicht angemessen gesichert und birgt somit erhebliche Sicherheitsrisiken: Personen können stolpern und hineinfallen, ebenso können Gegenstände wie Werkzeuge oder Baumaterial hindurchfallen und Schäden anrichten. Kurzum: Derzeit fehlen gängige Systeme, die die Arbeit am Deckendurchbruch absturzsicher ermöglichen.

Luftgefüllter Schutz und akustische Warnung

In seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl für Baubetrieb und Bauwirtschaft unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Manfred Helmus widmete sich Bauingenieur Robin Becker dieser Problematik. In Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Ingenieur und Ideengeber Burkhard Krüger entwickelte er dessen bestehendes Patent zur Herstellung von Deckendurchbrüchen weiter und führte eine technische Machbarkeitsuntersuchung durch, prüfte darin also die Praxistauglichkeit des Systems.

Mit seiner Arbeit dachte BUW-Promovend Robin Becker die Idee der Durchbruchsicherung weiter: Er entwickelte Prototypen und verschiedene Herstellmethoden, um diese zu testen. // Foto Robin Becker

Das Ergebnis besteht aus einem Hohlkörper aus Gewebefolie, der mit Luft gefüllt wird, um die Deckenöffnung während des Arbeitsprozesses komplett zu verschließen. Nach der Betonage bleibt das System im Beton und dient als Durchbruchsicherung. In dieser Form lässt es sich auch als Trittfläche verwenden. Und mehr noch: Ein integrierter Drucksensor kontrolliert kontinuierlich den Luftdruck im Inneren des Körpers, um die Sicherheit jederzeit zu gewährleisten. „Falls es zu einem plötzlichen Druckabfall oder Anstieg kommt – etwa durch eine zu hohe Belastung oder Beschädigung des Hohlkörpers – gibt das System ein akustisches Signal ab. Mitarbeitende werden dadurch gewarnt und können den Bereich rechtzeitig verlassen“, so Becker.

Flexibel, sicher, nachhaltig

Durch unterschiedliche Ausführungen des Systems sind sowohl runde als auch eckige Durchbrüche in verschiedenen Größen möglich. Neben der verbesserten Arbeitssicherheit setzt das System auch ein Zeichen für Nachhaltigkeit: Es ist wiederverwendbar und reduziert damit Abfall auf Baustellen. Nächstes Ziel ist die bauaufsichtliche Zulassung.

Hintergrund zum Preis

Der EuroTest-Preis 2025 wurde am 8. April im Rahmen der weltweit größten Messe für Baumaschinen – „bauma“ – durch die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, BG BAU, in München vergeben. Er würdigt herausragende Leistungen in den Bereichen des technischen Arbeitsschutzes und der Produktsicherheit. Robin Becker erhielt den Preis für das Konzept des aufblasbaren Hohlkörpers, das er im Rahmen seiner Dissertation unter dem Titel „Pneumatische Schalkörper als Durchbruchsicherung – Eine technische und wirtschaftliche Machbarkeitsuntersuchung" untersuchte.

Weiterführende Informationen

Pressemeldung zur Preisverleihung der BG BAU (vom 8. April 2025)