Forschungsprojekt gestartet
Resiliente Verwaltungsstäbe für effektives Krisenmanagement
In vielen Verwaltungen fehlt es an den notwendigen Strukturen, Prozessen und Ressourcen, um in längeren und komplexen Krisen adäquat zu reagieren. Diesen Herausforderungen nimmt sich das neue Forschungsprojekt ReVerSy – Stärkung der Resilienz von Verwaltungsstäben durch ganzheitliche Systemmodule – an. Dabei werden Instrumente und Methoden entwickelt, die ressourcenschonend die Widerstandsfähigkeit von Verwaltungsstäben steigern können.
Auf Krisensituationen vorbereiten
Im Rahmen eines interdisziplinären Verbunds arbeiten Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam daran, einen modularen „Baukasten“ (weitere Infos in der Infobox) zu schaffen. „Dieser soll Verwaltungen auf verschiedenen staatlichen Ebenen unterstützen, ihre Stäbe optimal aufzustellen und auf Krisensituationen vorzubereiten“, erklärt Prof. Dr. Frank Fiedrich vom Fachgebiet für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität. Die Projektergebnisse werden in Zusammenarbeit mit den Partnerverwaltungen und der wissenschaftlichen Community entwickelt, getestet und evaluiert. Ein besonderer Wert wird auf den Transfer der erarbeiteten Lösungen in die Praxis gelegt.
Die in ReVerSy entwickelten Lösungen werden entlang realitätsnaher, klimainduzierter Krisenszenarien entwickelt. Zwei Szenarien stehen im Fokus: eine langanhaltende Dürreperiode und ein kurzfristiger Starkregenfall. Beide Szenarien stellen unterschiedliche Herausforderungen an Verwaltungsstäbe und bieten ideale Testumgebungen, um die Praxistauglichkeit der Module sicherzustellen. Die Ergebnisse werden jedoch auf andere Krisenszenarien und den Zivilschutz übertragbar sein.
Den Staat handlungsfähiger machen
Das Projekt baut auf die „Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen“ auf und trägt zur Handlungsfähigkeit des Staates in komplexen Krisen bei. Durch die Entwicklung eines nachhaltigen, praxisnahen Baukastens zur Optimierung von Verwaltungsstäben wird ein bedeutender Schritt in Richtung resilienterer Verwaltungen in Deutschland unternommen.
Gefördert wird ReVerSy mit einem Volumen von rund 2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ bis September 2027. Mitte November fand der offizielle Projektstart unter der Leitung des Technischen Hilfswerks (THW) in Bonn statt.
Der ReVerSy Baukasten
Der modulare Baukasten von ReVerSy besteht aus vier zentralen Modulen, die gezielt auf die unterschiedlichen Anforderungen der Verwaltungsstäbe eingehen:
(1) Das erste Modul, Organisationale Einbettung der Stabsarbeit, entwickelt Lösungen zur optimalen Einbindung der Stäbe in die bestehende Organisationsstruktur der jeweiligen Verwaltung.
(2) Im Modul Führungsunterstützung werden Anforderungen an das Lage- und Informationsmanagement sowie technische und nicht-technische Systeme zur Entscheidungsunterstützung erarbeitet, die den spezifischen Bedürfnissen der Verwaltungsstäbe entsprechen.
(3) Das Modul Autarkie von Stäben fokussiert sich auf die Entwicklung mobiler und autarker Lösungen für Stabsräume, da nicht jede Verwaltung durchgehend einen funktionsfähigen Stabsraum vorhalten kann.
(4) Schließlich liegt im Modul Ausbildung ein besonderes Augenmerk auf der Schulung und regelmäßigen Übung der Stäbe, wobei spezifische Ausbildungsinhalte und Konzepte für Stabsübungen entwickelt werden.
Projektbeteiligte
Das ReVerSy-Konsortium wird von der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) koordiniert. Partner sind die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften Berlin, die Bergische Universität Wuppertal, die Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin und das Forschungs- und Trainingsunternehmen Team HF Ludwigsburg. Gemeinsam entwickeln sie praxisnahe Module in den Bereichen Organisation, Führungsunterstützung, Autarkie und Ausbildung, um Verwaltungen gezielt auf Krisensituationen vorzubereiten.