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Sportsoziologie

Rassistische Stereotype beeinflussen Spielpositionen im Profisport

19.03.2025|10:51 Uhr

Eine aktuelle Veröffentlichung des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) beleuchtet, welchen Einfluss rassistische Vorstellungen auf die Verteilung von Spielpositionen im Profisport haben. An der Publikation sind maßgeblich die zwei Wuppertaler Sportsoziologinnen Prof. Dr. Tina Nobis und Lara Kronenbitter beteiligt.

Nahaufnahme eines Tischkicker-Spiels. Im Vordergrund liegt ein weißer Fußball auf dem grünen Spielfeld. Links und rechts stehen Kickerfiguren in roten und blauen Trikots, die starr in ihren Positionen verharren. Der Fokus liegt auf dem Ball, während die Figuren leicht verschwommen im Hintergrund bleiben. Das Bild symbolisiert Strukturen und feste Rollenverteilungen im Sport.

Rassistische Stereotype im Sport prägen nicht nur die Spielpositionen, sondern auch die Chancen von Athlet*innen. // Foto Stock Adobe, Loginov Sergei

Grundlage der Untersuchung ist das sogenannte „Racist Stacking“. Der Begriff beschreibt ein Phänomen aus dem Mannschaftssport, bei dem weiße Spieler*innen häufiger zentrale und taktisch geprägte Positionen besetzen, während Schwarze Spieler*innen überproportional auf körperlich betonten Positionen eingesetzt werden.

Die Veröffentlichung widmet sich dem Phänomen in drei Teilstudien:

  • Die erste empirische Studie – eine Auswertung von Spielerinnendaten – zeigt, dass in der ersten und zweiten Fußballbundesliga der Frauen Schwarze Spielerinnen häufiger auf körperlich betonten Spielpositionen vertreten sind und seltener auf taktisch geprägten Spielpositionen.
  • Die zweite experimentelle Studie zeigt, dass Proband*innen weiße und Schwarze männliche Fußballspieler für ausgewählte Spielpositionen als gleich geeignet bewerten, wenn ihnen Angaben zu Leistungsparametern der Spieler vorliegen.
  • Die dritte experimentelle Studie, in der den Proband*innen keine Leistungsparameter vorlagen, verdeutlicht hingegen, dass Schwarze männliche Fußballspieler als geeigneter für die Außenbahnen und als weniger geeignet für die Torwartposition bewertet wurden.

Rassistische Bilder wirken bis heute

Die Ergebnisse zeigen, dass rassistische Vorstellungen – wie der Mythos, Schwarze Personen seien von Natur aus körperlich überlegen, während weiße Personen als intelligenter gelten – weiterhin in den Strukturen des Sports verankert sind. „Diese Stereotype beeinflussen nicht nur die Verteilung von Positionen, sondern auch die Karrierechancen von Athlet*innen“, erklärt Sportsoziologin Lara Kronenbitter.

Forderung nach strukturellen Veränderungen

Gemeinsam mit zwei Kolleginnen der Universität Osnabrück empfehlen die Wuppertaler Wissenschaftlerinnen konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung rassistischer Muster im Sport. Dazu gehören:

  • Schulungen für Trainer*innen, Funktionär*innen und Mitarbeitende zur Sensibilisierung für Rassismus im Sport
  • Mehr Diversität in Führungspositionen durch gezielte Rekrutierung von Schwarzen Personen und People of Color (BPoC)
  • Transparente Auswahlkriterien bei der Besetzung von Spiel- und Führungspositionen
  • Ein „Diversity Mentorship-Programm“ zur Förderung von BPoC-Trainer*innen

Das Projekt ist Teil des Forschungsverbunds Diskriminierung und Rassismus (FoDiRa) der Forschungsgemeinschaft des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Es wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

Die Veröffentlichung „Rassismus im Sport – Vertiefungen und Ergänzungen zum Racist-Stacking-Phänomen“ finden Sie unter

https://edoc.hu-berlin.de/server/api/core/bitstreams/50e63731-2c05-47c6-8226-bb5002d071d3/content