Psychotherapeutische Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche eröffnet
Bereits seit Jahren sind Wartezeiten für psychotherapeutische Behandlungen unzumutbar lang – seit Beginn der Pandemie haben sie sich sogar verdoppelt. Das therapeutische Angebot der Kinder- und Jugendpsychotherapeutischen Hochschulambulanz wird nun einen Teil dieses gestiegenen Bedarfs abdecken. „Wir beobachten derzeit eine zunehmende Anzahl von Therapiesitzungen, sehen, dass insbesondere Erstgespräche zunehmen, Familien bzw. Jugendliche Therapien häufiger verlängern und Therapien seltener abgebrochen werden“, erklärt Aleksandra Kaurin, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters und Leiterin der Hochschulambulanz. „Zudem sehen wir, dass insbesondere Eltern vermehrt Unterstützung suchen und ihren Bedarf signalisieren.“
Bedarfe der Stadt ermittelt
Die Aufarbeitung der Pandemie wird bei den Therapien eine große Rolle spielen. „Corona hat zweifelsohne einen erheblichen Einfluss auf die psychische Verfassung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland gehabt und so obliegt uns nun die bedeutende Aufgabe, potenzielle negative Langzeitfolgen auf ein Minimum zu beschränken“, sagt Anna Ball, Geschäftsführende Leiterin der Ambulanz. Die weiteren therapeutischen Schwerpunkte sind eng mit den Forschungsschwerpunkten des Lehrstuhls verknüpft: Diese liegen im Bereich des selbstverletzenden Verhaltens, Suizidalität und teils schwerwiegenden Problemen der Emotionsregulation sowie der Frage, wie beispielsweise Diskriminierungserfahrungen therapeutisch aufgegriffen werden können.
Zudem hat das Therapeut*innen-Team versucht, durch enge Kontakte und Kooperationen mit bestehenden Versorgungsangeboten in der Stadt bestimmte Bedarfe zu ermitteln. „Uns ist beispielsweise ein Mangel psychotherapeutischer Angebote für Kinder und Jugendliche mit chronischen körperlichen Erkrankungen gespiegelt worden. Wir prüfen derzeit noch, wie wir die Bedarfe in der Stadt bestmöglich mit unseren Aufgaben und Möglichkeiten in Einklang bringen können“, so Anna Ball.
Therapien werden wissenschaftlich begleitet
Besonderheit der Einrichtung ist die stete wissenschaftliche Begleitung. „In der Hochschulambulanz sind Diagnostik und Therapie eng mit unseren Forschungsarbeiten zu Entstehung, Verlauf und Behandlung von psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter verknüpft“, weiß Aleksandra Kaurin. Das sei ein riesengroßes Privileg: „Wir stehen in unserem multiprofessionellen Team aus Therapeut*innen und Wissenschaftler*innen Tag für Tag im Austausch darüber, an welchen Stellen wir mehr Evidenz für kinder- und jugendtherapeutische Angebote brauchen, aber auch dazu, ob und inwieweit unsere Forschungsprojekte einen klinischen Nutzen zeigen.“ Durch die Integration von Forschung und Lehre als Hochschulambulanz, durch die fortlaufende Mitarbeit des Teams an der Ausgestaltung von Behandlungsleitlinien für das Kindes- und Jugendalter sowie durch die fachkundigen und regelmäßige Supervision der Therapeut*innen entsprechen die Therapien aktuellen wissenschaftlichen Standards.
Kontakt:
Prof. Dr. Aleksandra Kaurin
Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Kinder- und Jugendpsychotherapeutische Hochschulambulanz
Telefon 0202-439 5508
E-Mail kaurin[at]uni-wuppertal.de
Die Hochschulambulanz
Die psychotherapeutische Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche (und deren Familien) ist eine Institution der Bergischen Universität Wuppertal. Das Team bietet ambulante Therapien für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre an. Die Therapie ist ab einem Alter von 15 Jahren auch ohne das Einverständnis der Eltern möglich. Die Behandlungen finden in der Regel als Einzeltherapien mit wöchentlichen Sitzungen à 50 Minuten statt, können aber in Abhängigkeit der Symptomschwere und unterschiedlicher Therapieerfordernisse angepasst werden.
Gespräche mit sorgeberechtigten Personen oder anderen wichtigen Menschen aus dem Umfeld des Kindes und Jugendlichen sowie Gruppentherapien können die Einzeltherapie ergänzen. An das Team der Hochschulambulanz wenden können sich Kinder, Jugendliche und Familien beispielsweise bei emotionalen Problemen, Verhaltensauffälligkeiten, wenn sie etwas Traumatisches erlebt haben, bei chronischen Schmerzen, Zwängen, Tics, Essstörungen, selbstverletzendem Verhalten sowie dem Verdacht auf andere psychische Störungen. Die Ambulanz ist barrierefrei. Aufgrund von laufenden Bauarbeiten im Gebäude ist dort aktuell noch mit Baulärm zu rechnen.
Weitere Informationen, auch zur telefonsichen Erreichbarkeit, finden Sie auf der Website https://kjpambulanz.uni-wuppertal.de/de/
„Wie Forschung und Lehre Kinder- und Jugendpsychotherapie verbessern“
Lesen Sie das ergänzende Interview mit Prof. Dr. Aleksandra Kaurin hier.