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Neues Projekt ermittelt gesellschaftlichen Mehrwert der Freien Wohlfahrtspflege im Bergischen Städtedreieck

18.05.2022|12:28 Uhr

Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) und die Bergische Universität Wuppertal entwickeln in einem Kooperationsprojekt neue Methoden zur Evaluation des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwerts sozialer Dienstleistungen im Bergischen Städtedreieck.

Projektmitarbeiterin Sylvie Doumet vom Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie (WIFOP) und Dr. Thorsten Böth, Vorsitzender der AGFW und Geschäftsführer des DRK, bei einer Projektbesprechung. // Foto Iris Leclaire

Die sechs Mitgliedsverbände der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) gestalten seit Jahrzehnten maßgeblich gemeinsam mit den Kommunen Wuppertal, Remscheid und Solingen die soziale Infrastruktur im Bergischen Städtedreieck. Neben ihrem sozialen Beitrag durch die Bearbeitung von Bedarfs- und Notlagen und die Förderung freiwilligen Engagements hat die Freie Wohlfahrtspflege durch die Erbringung professioneller gemeinwohlorientierter, sozialer und gesundheitsbezogener Dienstleistungen auch durch ihren ökonomischen Beitrag als Arbeitgeberin und Auftraggeberin für regional ansässige Unternehmen an Bedeutung zugenommen. „In der Öffentlichkeit hat diese Entwicklung jedoch bisher kaum Beachtung gefunden“, sagt Dr. Thorsten Böth, Vorsitzender der AGFW in Wuppertal und Geschäftsführer der beiden Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes in Solingen und in Wuppertal.

Sozialen und ökonomischen Beitrag sichtbar machen

Ein Kooperationsprojekt der AGFW mit dem Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie der Bergischen Universität (WIFOP) setzt es sich nun zum Ziel, diese Lücke in der öffentlichen Betrachtung zu schließen. Hierfür soll der soziale und ökonomische Beitrag der Freien Wohlfahrtspflege zur Bergischen Wirtschaftsleistung – sowohl in direkter als auch in indirekter Form – ermittelt werden. Direkte (monetär messbare) Effekte können aus den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen der einzelnen Einrichtungen abgeleitet werden. So fließen erhaltene Zuschüsse und Spendengelder in Form von Löhnen und bezahlten Aufträgen als monetäre Einheiten zurück in den regionalen Wirtschaftskreislauf. „Sie machen aber nur einen kleinen Teil des tatsächlichen ökonomischen Beitrags der Freien Wohlfahrtspflege zur Bergischen Wirtschaftsleistung aus. Indirekte ökonomische Effekte, wie beispielsweise die Ermöglichung von Erwerbstätigkeit durch die Übernahme von Betreuungsleistungen, werden von diesen Kennzahlen nicht erfasst“, so Dr. Wolfgang Kues, Vorstand des Caritasverbands Wuppertal/Solingen.

Social Return on Investment

Um diese indirekten (gesellschaftlichen) Werteffekte als ökonomischen Beitrag finanziell bewerten zu können, bauen die Forscher*innen des WIFOP ihre Analysen auf einer besonderen Berechnungsmethode auf: dem Social Return on Investment (SROI). „Der SROI erweitert die klassischen finanziellen Bewertungsmethoden von Unternehmen (ROI) um einen sozialökonomischen Wert, um so Wirkungen von sozialen Dienstleistungen messbar zu machen“, erklärt Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet vom WIFOP. Diese Wirkungen werden in Geldeinheiten übersetzt, dem investierten Kapital gegenübergestellt und der so ermittelte monetäre Wert als sozialökonomischer Rückfluss in den Wirtschaftskreislauf, der sich aus jedem investierten Euro ergibt, sichtbar gemacht. „Diese Betrachtungsweise begrüßen wir sehr. Denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass die ökonomische Bedeutung der Freien Wohlfahrtspflege in der öffentlichen Betrachtung oftmals auf eine rein kostenfixierte Betrachtung reduziert wird. Sie wird in erster Linie als großer Kostenfaktor für den Steuer- und Sozialversicherungsbeitragszahler gesehen. Und der geschaffene gesellschaftliche Mehrwert und die Rückflüsse an die öffentliche Hand durch erbrachte Leistungen der Freien Wohlfahrtspflege werden überhaupt nicht thematisiert“, erläutert Thomas Bartsch, Geschäftsführer der Diakonie Wuppertal gGmbH.

Das Projekt untergliedert sich in zwei Phasen. Startpunkt des Projekts ist eine im Mai beginnende vierwöchige verbandsinterne Erhebung des Leistungsangebots und der betrieblichen Kennzahlen, gefolgt von einer vertiefenden Feldstudie eines ausgewählten Arbeitsbereiches, der Kindertagesbetreuung, welche es ermöglichen soll, den gesellschaftlichen Mehrwert exemplarisch anhand einer konkreten Dienstleistung messbar zu machen.

In der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (AGFW) sind die sechs „Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege“ zusammengeschlossen: Arbeiterwohlfahrt, Diakonie, Caritasverband, Der Paritätische Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz und Jüdischer Wohlfahrtsverband.

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft – Schumpeter School of Business and Economics
Telefon 0202/439-2479
E-Mail doumet[at]wiwi.uni-wuppertal.de

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