Gut informiert diskutieren: Kick-off zum Projekt Künstliche Intelligenz und Bürgerräte (KIB)
Ob Energie-, Ernährungs-, oder Verkehrspolitik: In Bürgerräten diskutieren zufällig ausgewählte Menschen jenseits von Meinungsumfragen und Lobbyismus über relevante Fragestellungen, um Antworten und Empfehlungen aus der Gesellschaft zu geben. Die Diskussionen sind das Herzstück der Bürgerräte. Ihre Qualität und die Vielfalt der Beteiligung darin können nur dann gewährleistet werden, wenn die Teilnehmenden auch bestens Bescheid wissen. Von ausgewiesenen Expert*innen erhalten sie daher Informationen rund um das jeweilige Thema.
Bei dieser Wissensvermittlung spielen digitale Technologien und KI-Werkzeuge zunehmend eine Rolle. Aus der Forschung gibt es bislang jedoch wenige Erkenntnisse über ihre Einbindung und den Nutzen im Prozess. Die Wissenschaftler*innen der Bergischen Universität wollen nun herausfinden, wie der Einsatz von KI zur Schaffung der idealen Wissensbasis beitragen kann. Dafür führen sie zunächst eine Bestands- und Potenzialanalyse der aktuell verfügbaren Werkzeuge durch. Im Verlauf des Projekts wird zudem der Einsatz Künstlicher Intelligenz als digitales Expertensystem in einem realen Bürgerrat erprobt und evaluiert. Maßgebend sei, das betonen die Verantwortlichen, dass der gesellschaftliche Beteiligungsprozess die Bedarfe an die KI formuliere – und nicht umgekehrt.
Für das Projekt „KI und Bürgerräte“ (KIB) arbeiten erstmals das Institut für Demokratie- und Partizipationsforschung (IDPF) unter Leitung von Prof. Dr. Detlef Sack, das Interdisziplinäre Zentrum Machine Learning and Data Analytics (IZMD) unter Leitung von Dr. Erik Freier und der Lehrstuhl für Technologien und Management der Digitalen Transformation (TMDT) unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Tobias Meisen zusammen. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Weitere Projektinfos auf der Webseite des BMBF.
Kontakt:
Dr. Erik Freier
Geschäftsführer IZMD
E-Mail erik.freier[at]uni-wuppertal.de
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Erst Mitte Januar hat der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ seine neun Empfehlungen zur Verbesserung der Ernährungspolitik beschlossen und vorgestellt. Es war der erste offiziell vom Bundestag eingesetzte Bürgerrat. Auf lokaler und Bundeslandebene wächst die Zahl der Bürgerräte schon länger. Dabei werden Teilnehmende nach dem Zufallsprinzip aus allen Einwohner*innen des jeweiligen Befragungsgebiets und ab einem Alter von 16 Jahren ausgelost. Auf diese Weise wird die Vielfalt der Gesellschaft abgebildet, sodass Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Berufserfahrungen zusammenkommen, die sich sonst kaum begegnen würden. Ziel ist es außerdem, Menschen in die Diskussion einzubinden, die sich sonst nicht lautstark zu Wort melden. So werden Kompromisslinien und mehrheitsfähige Vorschläge in den politischen Diskurs eingebracht und sichtbar.