Neuerscheinung
Eintauchen in 300 Jahre Alltag im Bergischen
„Du spielst Karten? Leidenschaftlich? Oh Zeiten, oh Sitten! (…) Sie sind zum Teufel hin!“, frozelt 1839 Friedrich Engels in einem Brief an seinen Freund in Berlin – und das ursprünglich auf Latein. Keine Überraschung für den Klassischen Altphilologen an der Bergischen Universität Wuppertal, Prof. Dr Stefan Freund, gemeinsam mit Anna Stöcker Herausgebende des gerade erschienenen Buches „Montes Latini“ – eines zweisprachigen Streifzugs durch das Bergische, Geschichte, Literatur und Kultur vom Mittelalter bis Friedrich Engels.
„Für ihn und seine Zeitgenossen sind die griechisch-römische Antike und deren Sprachen ebenso wie biblische Motive Teil ihrer Lebenswelt und Formulierungen“, erläutert Freund. Dasselbe gelte auch für deutlich frühere Autor*innen, in deren Texten, Gedichten und Inschriften außerdem oft politische und auch tief religiös motivierte Inhalte miteinflößen. Neben Reformation, dem Dreißigjährigen Krieg und vielen anderen teils regionalen, teils europäisch bedeutsamen Ereignissen, gewähren manche Beiträge aber auch ganz private Einblicke in das Leben der Menschen. So etwa die „Historische Darstellung des Caspar(us) Sibel(ius) über seinen ganzen Lebenslauf und seine Pilgerschaft“, eines 1590 bei Elberfeld geborenen, bedeutenden reformierten Theologen. Übersetzungen von Briefen, Grab- Weihe-, Kloster- und Kircheninschriften aus der Region runden die Darstellung ab und ordnen diese historisch ein. Interessierte sollten also etwas Zeit mitbringen, um sich einzulesen und sich auf die im Vergleich zu heute oft fremd anmutenden, weitschweifenden Sätze einer anderen Zeit einzulassen. Viel Hilfe und Hintergrundwissen bieten dabei die umfassend recherchierten Einführungen und Anmerkungen der Herausgeber*innen. Das Buch ist mit 574 Seiten im Polyphem Verlag erschienen und kostet 49,99 Euro.