Auslandsaufenthalt
Politische und kulturelle Einblicke: Ein Praktikum in Kambodscha
Nach mehreren Semestern im pandemiebedingten Heimstudium und ersten Vorlesungen an der Uni stand für Merle Sieckmann fest, die Wuppertaler Hörsäle zu verlassen und erste praktische Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Da in ihrem Politikstudium ohnehin ein Praktikum vorgesehen war, nutzte sie die Gelegenheit, beides zu verbinden und einen Auslandsaufenthalt sinnvoll in ihr Studium zu integrieren.
Südostasien war von Anfang an ihre Zielregion, die Wahl fiel schließlich auf Kambodscha. In der Hauptstadt Phnom Penh verbrachte sie im vergangenen Jahr sechs Monate und arbeitete im Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). „Als Praktikantin erhielt ich einen umfassenden Einblick in die Tätigkeiten dort, sei es durch administrative und organisatorische Aufgaben im Büro oder durch die Organisation von Veranstaltungen“, erklärt Merle Sieckmann. Die Angebote und Veranstaltungen der Stiftung richten sich vor allem an kambodschanische Studierende der Politik- und Rechtswissenschaften.
Lehrreiche sechs Monate
„Ich habe unter anderem mit der verantwortlichen Projektmanagerin eine simulierte Gerichtsverhandlung organisiert, eine tägliche Nachrichtenzusammenfassung für das Team erstellt und mich an der Auswahl der Teilnehmenden für verschiedene Workshops beteiligt. Schließlich wurde mir auch die Verantwortung für die Planung und Durchführung eines eigenen Debattierformats zu regionalpolitischen Fragen im Rahmen eines solchen Workshops übertragen“, berichtet die 23-Jährige.
Insgesamt sei das halbe Jahr sehr lehrreich gewesen: „Ich war in einer politisch recht spannenden Zeit in Phnom Penh, weil dort die nationalen Parlamentswahlen stattfanden und nach mehr als drei Jahrzehnten das Amt des Premierministers neu vergeben wurde.“ Besonders beeindruckt hat Merle Sieckmann zudem der Besuch der Nationalversammlung, die vergleichbar mit dem Deutschen Bundestag ist: „Zusammen mit dem Landesbeauftragten der KAS Kambodscha und weiteren Kolleg*innen haben wir ein Mitglied der Nationalversammlung getroffen und Hintergrundinformationen über die Strukturen und Prozesse innerhalb der Versammlung erhalten.“
Land und Leute kennenlernen
Das Praktikum in Kambodscha war aber nicht nur mit Arbeit verbunden, sondern bot auch die Möglichkeit, das Land mit der Stiftung und Freund*innen zu erkunden. „Ein Erlebnis, das mir gerne in Erinnerung bleibt, ist der Ausflug zum Tempel Preah Vihear an der thailändischen Grenze. Gemeinsam mit einer Freundin bin ich den Weg zur Anlage gewandert und habe mir das Weltkulturerbe aus nächster Nähe angesehen“, erzählt Merle. Außerdem konnte sie ihre Sprachkenntnisse verbessern: „Obwohl Englisch in Kambodscha keine Amtssprache ist, hatte ich durch die KAS und internationale Freund*innen oft Gelegenheit, Englisch zu sprechen.“
Seit Dezember ist sie nun wieder zurück in Deutschland und freut sich, dass das Praktikum auch den weiteren Verlauf ihres Studiums beeinflusst: „Gegen Ende meines Aufenthalts führte ich mit der Unterstützung des KAS-Teams Gruppendiskussionen zur Wahrnehmung des chinesischen Einflusses im Königreich mit kambodschanischen Studierenden durch. Die Ergebnisse werden dann in meine Abschlussarbeit einfließen, da die Thesis den Wandel der Außenpolitik Kambodschas gegenüber der Volksrepublik China nach dem Sturz der Khmer Rouge behandelt.“ Persönlich habe sie definitiv Interesse an Südostasien und dem politischen Geschehen dort gewonnen. „Durch das Praktikum und den Austausch mit anderen Praktikant*innen habe ich außerdem erfahren, welche Vorteile ein Leben im Ausland haben kann, aber auch, welche Herausforderungen eventuell in Kauf genommen werden müssen. In Zukunft möchte ich definitiv noch einmal ein Praktikum im Ausland machen und hoffe, weiterhin Berufserfahrung im internationalen Kontext sammeln zu können“, resümiert die Studentin.
Vorbereitungsphase nicht unterschätzen
Interessierten Kommiliton*innen rät sie, sich frühzeitig über die unzähligen Möglichkeiten für einen für sich geeigneten Auslandsaufenthalt zu informieren und genug Zeit einzuplanen. Trotz zahlreicher Unterstützungsangebote – beispielsweise vom International Office oder dem Sprachlehrinstitut der Bergischen Universität – sei ein gewisses Maß an Eigeninitiative und Durchhaltevermögen wichtig: „Von der Entscheidung für das Praktikum bis zur Einreise nach Kambodscha vergingen bei mir etwa sechs Monate.“ Auch im Vorfeld müssen viele Details geklärt werden: Studienanrechnung, Wohnsituation, welche Dokumente benötigt werden oder welche Versicherungen wichtig sind. Vor allem die Frage der Finanzierung sollte im Vorhinein beantwortet sein: In ihrem Fall konnte sie das Praktikum durch das Deutschlandstipendium sowie das PROMOS-Stipendium (zu Finanzierungsmöglichkeiten siehe Kasten) finanzieren.
„Von dieser eher aufwendigen Vorbereitungsphase sollte man sich jedoch keinesfalls abschrecken lassen. Sobald man den ersten Schritt in das neue Land setzt, sind diese Herausforderungen meist schon vergessen und man kann sich voll und ganz auf den Auslandsaufenthalt einlassen“, blickt Merle Sieckmann zurück.
Weitere Informationen
Alle wichtigen Informationen zu einem Praktikum im Ausland finden Studierende auf der Internetseite des International Center. Dort gibt es u. a. Tipps zu Organisation und Vorbereitung, Hinweise zu Beratungsstellen sowie zahlreiche Praktikumsangebote.
Finanzierung
Mit welchen Kosten muss man rechnen, wo lässt sich Geld einsparen und wann hat man Anspruch auf finanzielle Unterstützung? Ein Auslandsaufenthalt ist nicht kostengünstig, aber es gibt eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten wie Auslands-BAföG, diverse Stipendien und Bildungskredite, mit denen ein Studium oder ein Praktikum im Ausland bezahlbar sind. Alle Infos und Kontakte gibt es auf der Internetseite zu Finanzierungsmöglichkeiten.