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Mehr Nachhaltigkeit in der Lehre: Projektteam erarbeitet Methodensammlung für die Hochschulbildung

09.04.2024|15:25 Uhr

Mit der „Transformative Teaching Toolbox“ hat ein Projektteam der Bergischen Universität Wuppertal ein offenes Fortbildungsangebot geschaffen, das Dozierenden aller Fachrichtungen in der Hochschulbildung die Integration des Themas Nachhaltigkeit in die eigene Lehrveranstaltung erleichtern soll. Somit unterstützt die Toolbox bei der Ausbildung junger Menschen, die zukünftig die komplexe Transformation hin zu einer nachhaltigeren und gerechteren Gesellschaft vorantreiben und lenken können. Studierende profitieren von den Inhalten doppelt: Sie werden zu kreativer und aktiver Gruppenarbeit animiert und erlangen die Fähigkeit, Probleme und ihre Lösungen neu zu denken.

Im Kern ist die Toolbox eine umfangreiche Methodensammlung, die sich am sogenannten Design Thinking Prozess orientiert und Inhalte der Bildung für nachhaltige Entwicklung integriert. Entstanden ist sie im Rahmen des Projektes „Education Future Sustainability Leaders and Innovaters“ (siehe Infokasten). „Die zusammengetragenen Methoden kamen auch schon in einem Projektseminar mit Studierenden zum Einsatz. Anwendbar sind sie in vielen Fachrichtungen, die sich mit der Suche nach Antworten darauf beschäftigen, wie Bedürfnisse der heutigen Generation erfüllt werden können, ohne künftige Generationen daran zu hindern, ihre zu erfüllen. Ob Sozial- oder Ingenieurwissenschaften, keine Disziplin kommt mehr drum herum, Fragen der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen“, erklärt Kristin Krebs, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am UNESCO-Lehrstuhl für Entrepreneurship und Interkulturelles Management. Design Thinking eigne sich deshalb für viele dieser Fragestellungen gut, da es in dem Prozess nicht nur darum gehe, ein Problem innovativ zu lösen, sondern es von denen, die danach handeln, eine bestimmte Grundhaltung erfordert: Offenheit – neuen Ideen, anderen Perspektiven und den Ergebnissen gegenüber.

Mehr Hintergrund

Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, meint eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt. Sie ermöglicht jedem Einzelnen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen. Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn Menschen weltweit, gegenwärtig und in Zukunft, würdig leben und ihre Bedürfnisse und Talente unter Berücksichtigung planetarer Grenzen entfalten können. Eine solche gesellschaftliche Transformation erfordert starke Institutionen, partizipative Entscheidungen und Konfliktlösungen, Wissen, Technologien sowie neue Verhaltensmuster.           

Design Thinking ist ein sich wiederholender Prozess, den Designer*innen in sechs Phasen während der Produktentwicklungsphase durchlaufen. Dieser beginnt mit dem Formulieren einer konkreten Aufgabenstellung aus einem vorliegenden Problem und einer anschließenden Analyse des dazugehörigen Kontexts. Ein umfassendes Verständnis erhalten die Designer*innen durch die Aneignung von fehlendem Wissen und die Ableitung möglicher Potenziale. Wichtig hierbei sind die Einnahme verschiedener Perspektiven und die Erarbeitung unterschiedlicher Lösungskonzepte, um das neue Design nicht im Vorfeld einzuschränken. Ist dies geglückt, erfolgt die Testphase der generierten Ideen in Form eines Prototyps. Bei erfolgreichem Testdurchlauf kann das Produkt – oder die Dienstleistung – designt und ggf. endgültig entwickelt werden.

Interessierte Dozierende aller Hochschulen können sich über eine eigens für die Teaching Toolbox erstellte Webseite vertiefend informieren. Hier erfahren sie beispielsweise, wie die Kopfstand-Methode Seminarteilnehmende zum kreativen Perspektivwechsel führt, um neue positive Ideen generieren zu können, oder wie die 6-3-5-Methode dazu anregt, möglichst viele Ideen zu einer Problemstellung oder Ausgangssituation in möglichst kurzer Zeit zu entwickeln. Insgesamt bietet die Toolbox 17 Methoden inklusive Zusammenfassung, bebilderter Anleitungen sowie Angaben zu weiterführender Literatur.

„Es ist eine der zentralen Aufgaben von Universität, junge Menschen auszubilden, die die komplexe Transformation hin zu einer nachhaltigeren und gerechteren Gesellschaft vorantreiben und lenken können. Dafür müssen bestehende Lehrinhalte weiterentwickelt und um neue Formate ergänzt werden“, konkretisieren die Veranstaltungsleitenden die Motivation hinter ihrem Projekt. „Unser Ziel ist es, mit der Toolbox die Gestaltung von praxisorientierten Lehrveranstaltungen zu erleichtern und zugleich die Qualität ihrer Resultate zu steigern. Wenn es um Fragen der Nachhaltigkeit geht, braucht es die Gemeinschaft und kreatives Denken – die zusammengestellten Methoden kombinieren beides“, so Krebs. Studierende würden von einem sehr aktionsorientierten Lernen profitieren. Neben der Steigerung der Motivation und Identifikation mit der Aufgabe kann sich auch die offene Herangehensweise an Problemstellungen auf ihr zukünftiges Denken auswirken.

Ende Februar haben die Toolbox-Macher*innern einen ersten Workshop mit 30 Teilnehmenden verschiedener NRW-Universitäten durchgeführt und die Toolbox vorgestellt. Bei Bedarf sollen weitere Angebote dieser Art folgen.

Alle Infos rund um die Methodensammlung gibt es auf der Webseite zur Transformative Teaching Toolbox

Kontakt:
Kristin Krebs, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
UNESCO-Lehrstuhl für Entrepreneurship und Interkulturelles Management
E-Mail krebs[at]wiwi.uni-wuppertal.de

So entstand die Toolbox

Die Transformative Teaching Toolbox wurde als Methodensammlung im Rahmen des Projektes „Educating Future Sustainability Leaders & Innovators“ entwickelt. Ziel des Gesamtprojekts war die Konzipierung und Durchführung einer transdisziplinären, interaktiven und handlungsorientierten Lehrveranstaltung, die die unternehmerische Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Mittelpunkt stellt. Masterstudierende erlernten – unter Einbezug der Methodensammlung – handlungsorientiert, wie sich Nachhaltigkeitstransformationen gestalten, und wie sie sie durch eigene Ideen vorantreiben können. Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und weitere gesellschaftliche Akteure*innen wurden einbezogen. Die Ergebnisse der Lehrveranstaltung, die unter dem Titel „Circular Business Innovation“ stattfand, sind als Good-Practice-Beispiel für den Gebrauch der Methoden ebenfalls auf der Toolbox-Webseite einsehbar.

Geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Christine Volkmann, UNESCO-Lehrstuhl für Entrepreneurship und Interkulturelles Management, sowie Jun.-Prof. Dr. Philipp Trotter, Lehrstuhl für Sustainability Management. Gefördert wurde es durch die Stiftung für Innovation in der Hochschullehre.

Weitere Infos über #UniWuppertal: