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NRW diskutiert den Status quo: Halbzeit im EU-Förderprogramm „Horizont Europa“

04.04.2024|14:30 Uhr

Mit ihrem Programm „Horizont Europa“ unterstützt die Europäische Union Forschungsvorhaben, die sich gesellschaftlichen Herausforderungen widmen und den Weg für Innovationen und Fortschritt ebnen sollen. Auch zahlreiche Forschende aus Nordrhein-Westfalen und ihre Projekte werden darüber gefördert. Anlässlich der Halbzeit des Programms lud das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft sie und weitere Beteiligte aus Forschung, Politik und Wirtschaft nach Düsseldorf ein. Insgesamt kamen 300 Teilnehmende zusammen, um sich über bereits erzielte Erfolge, die zweite Förderhälfte und erste Pläne für das Nachfolgeprogramm auszutauschen.

Im Rahmen der Begleitausstellung präsentierte Prof. Dr. Ullrich Pfeiffer die bisherigen Ergebnisse seines Projekts „DIRECTS – Computergestützte Algorithmen für leistungsstarke dreidimensionale Terahertz-Lichtfelder“. // Fotos (4) Friederike von Heyden

Einer der Teilnehmenden war Prof. Dr. Ullrich Pfeiffer, Inhaber des Lehrstuhls für Hochfrequenzsysteme in der Kommunikationstechnik an der Bergischen Universität Wuppertal. Im Rahmen der Begleitausstellung präsentierte er die bisherigen Ergebnisse seines Projekts „DIRECTS – Computergestützte Algorithmen für leistungsstarke dreidimensionale Terahertz-Lichtfelder“. Ziel des Vorhabens ist die Erschließung des Terahertz-Frequenzbereichs, um durch undurchsichtige Objekte hindurchblicken zu können. Anwendungsfelder bieten sich z. B. im Bereich der Werkstoffcharakterisierung, des Aufspürens versteckter Sprengstoffe oder Drogen sowie medizinischer Bildgebungsgeräte ohne schädliche Röntgenstrahlung (siehe Infokasten).

Diskussion und Reflexion

Vor Ort war mit Prof. Dr. Birgitta Wolff auch die Rektorin der Bergischen Universität. Sie moderierte die Podiumsdiskussion mit Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zum Thema „Europäische Förderung von Forschung und Innovation: Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen?“. Darin wurden vielfältige Themen sowie bisherige Erfahrungen mit dem Förderprogramm diskutiert und kritisch reflektiert. So ging es u. a. um Fragen zur Teilnahme von Unternehmen, sicherheitspolitische Aspekte und die Rolle von „Exzellenz“ bei der Beurteilung und Bewertung der geförderten Projekte. Wolff betont: „Angesichts der veränderten Herausforderungen wurde auch über wünschenswerte neue Akzente in der nächsten EU-Förderperiode gesprochen – Stichwort ,Zeitenwende‘. Die Wissenschaft braucht die dafür passende Unterstützung auf allen Förderebenen.“

Weitere Impressionen

In einer Videobotschaft betonte Ministerpräsident Hendrik Wüst die besondere Bedeutung von „Horizont Europa“ für das Land Nordrhein-Westfalen als einen der stärksten Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorte in ganz Europa. Wissenschaftsministerin Ina Brandes verwies darauf, dass Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, sichere Energieversorgung und der Kampf gegen die großen Volkskrankheiten zu den Zukunftsfragen gehörten, die alle etwas angingen. Forschende aus Nordrhein-Westfalen würden auf internationalem Spitzenniveau einen wertvollen Beitrag leisten, diese großen Herausforderungen zu meistern und das Leben der Menschen besser und sicherer zu machen.

Weitere Programmbeiträge beschäftigten sich mit dem Ausblick auf die zweite Halbzeit von „Horizont Europa“ und Einblicke in die ersten Überlegungen zum nächsten Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union, das 2028 starten soll.

Mehr Hintergrund: Horizont Europa

Horizont Europa ist das neunte Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union und mit über 95 Milliarden Euro Fördervolumen das weltweit finanzstärkste Förderinstrument für Forschung und Innovation. Es zielt darauf ab, eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft sowie eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen und gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Förderanträge können über eine Laufzeit von sieben Jahren (2021 bis 2027) gestellt werden.

Wissenschaftler*innen aus Nordrhein-Westfalen haben für ihre Forschungsvorhaben bislang 840 Millionen Euro eingeworben. Bundesweit belegt das Land damit einen Spitzenplatz.

Mehr Hintergrund: DIRECTS

Im Rahmen der EU-Förderung erhielt Prof. Dr. Ullrich Pfeiffer für sein Projekt „DIRECTS“ als erster Wissenschaftler der Bergischen Universität Wuppertal einen der hochdotierten Advanced Grants vom Europäischen Forschungsrat (ERC). Der Preis fördert die innovativsten Forschungsprojekte exzellenter Wissenschaftler*innen für fünf Jahre mit jeweils bis zu 2,5 Millionen Euro.

Im Fokus von DIRECTS („Direct Temporal Synthesis of Terahertz Light Fields Enabling Novel Computational Imaging“) steht die Erforschung eines komplett neuen Ansatzes, mit dem sich zukünftig das Potenzial von Terahertz-Strahlung bei der Erstellung von 3D-Bildern besser ausschöpfen lassen soll. Terahertz-Strahlung ist deshalb so interessant, da sie es u. a. ermöglichen kann, ins Innere undurchsichtiger Objekte zu sehen und dabei unbedenklich für den Menschen ist – anders als Röntgenstrahlung. „Terahertz-Wellen weisen eine einzigartige Wechselwirkung mit Materie auf und gehen durch Materialien wie Pappe, Kunststoff, Keramik, Papier, Stoff usw. hindurch“, so Prof. Pfeiffer. In der Theorie eröffnet das zahlreiche interessante Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise in der industriellen Qualitätskontrolle oder bei Sicherheitsscreenings, wie dem Durchleuchten eines Briefumschlags oder von Gepäck am Flughafen. Doch es gibt Haken: Die in der natürlichen Umgebung vorkommende Terahertz-Strahlung ist sehr schwach, zudem steckt der Herstellungsprozess von kompakten und leistungsstarken Sender- und Empfängergeräten für den Terahertz-Frequenzbereich noch in den Anfängen. Gut erkennbare 3D-Aufnahmen durch undurchsichtige Materialien hindurch sind aktuell noch undenkbar. Unterstützt durch die EU-Förderung will Prof. Pfeiffer mit seinem Team hier zu einem technologischen Durchbruch gelangen.

This project has received funding from the European Research Council (ERC) under the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme (grant agreement No 101019972).

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